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Nach erfolgreich bestandener Prüfung gibt es nichts Wichtigeres,
als das neu erworbene Rufzeichen durch das erste QSO „einzuweihen“.
Dafür braucht man natürlich etwas Technik und kauft dabei in
seinem Enthusiasmus auch so manch Überflüssiges.
Damit man aber zielgerichtet nur das benötigte Equipment kaufen
und so Fehlinvestitionen vermeiden kann, sind nachfolgend einige
Kriterien als Entscheidungshilfe zu finden, die sich vor allem auf den
Sprechfunk beziehen. Die dabei gegebenen Empfehlungen erheben keinen
Anspruch auf Vollständigkeit und geben lediglich die Meinung des
Autors wieder, müssen also nicht für die individuellen
Anforderungen jedes einzelnen OM und jeder einzelnen (X)YL das Optimum
darstellen.
Standort
Dieses Kriterium ist meiner Meinung nach das wichtigste. Denn für
eine Feststation gelten andere Anforderungen als für eine
portable.
Allerdings lohnt sich nach meinem Dafürhalten Feststationsbetrieb
nur,
wenn man keine EMV(U)-Probleme hat. Dann ist der zu treibende Aufwand
eigentlich
nur noch vom zur Verfügung stehenden Platz und dem Kontostand
abhängig. Dieser Fall dürfte aber nur sehr selten anzutreffen
sein.
Ist man durch Platz- und/oder EMV(U)-Probleme zu sehr
eingeschränkt, ist DX-Betrieb fast unmöglich und damit der
Spaß am Funken vorbei. Solchen Widrigkeiten kann man durch
Portabelbetrieb geschickt aus dem Wege gehen, sollte dann aber
zusätzliche Kriterien beachten.
So hat es zum Beispiel keinen Sinn, sich für Portabel-Betrieb eine
kW-PA zuzulegen, wenn man als Stromquelle zum Beispiel nur einen
Fahrzeugakku zur Verfügung hat. Denn damit kann man nie die
maximale Leistung ausschöpfen, womit die Investition totes Kapital
wäre. Wer trotz EMV(U)-Vorschriften und Platzproblemen zu Hause
nicht gänzlich funkabstinent sein will,
sollte zudem darauf achten, dass die Technik auch zu Hause einsetzbar
ist.
Frequenzbereiche
Für DOs empfiehlt sich, gleich Geräte zu
kaufen, die auch die Frequenzbereiche der höheren Lizenzklassen
nutzen können, wenn man sich mit dem Gedanken trägt,
später einmal „aufstocken“ zu wollen. Sonst steht später
unter Umständen das Shack voller Geräte, die der neue
Multiband-Transceiver mit seinen vielen Frequenzbereichen
überflüssig gemacht hat. Das in die "alten" Geräte
gesteckte Geld ist dann praktisch zum Fenster hinaus geworfen worden.
Sendeleistung
Dieser Punkt betrifft wohl nur die DOs und ist analog zu dem unter
„Technik“ gesagtem. Denn wenn man seine Lizenzklasse aufstockt, aber
bisher nur in
QRP-Geräte investiert hat, kommt man um den Kauf einer PA nicht
herum
(es sei denn, man ist QRPer von Leib und Seele). Unter Umständen
muss
man dann sein Shack mit drei zusätzlichen Geräten
teilen:
jeweils zwei PAs für das 2-m- und das 70-cm-Band sowie einem neuen
Netzteil, da das alte für die Endstufen zu schwach ist. Hat man
aber schon
einen
(Duoband-)Transceiver, der zum Beispiel 100 W liefern kann, kommt man
auf
jeden Fall platzsparender und wohl auch billiger weg.
Betriebsarten
Frequenzmodulierte Signale werden hauptsächlich im Relaisfunk und
bei „Ortsgesprächen“ genutzt. Zwar lassen sich damit bei
guten Bedingungen sicher auch DX-Verbindungen machen, SSB ist
dafür
aber noch besser geeignet, denn ein FM-Signal muss erst eine gewisse
Stärke
haben, damit es der Tranceiver/Receiver entschlüsseln kann. Diese
„Schwelle“ gibt es bei SSB nicht und so hat sich diese Betriebsart
für DX-Verbindungen „eingebürgert“. Aus diesem Grund wird
auch niemand gezielt im FM-Band auf die Suche nach DX-Stationen gehen,
im SSB-Bereich wird man bei entsprechenden Bedingungen aber garantiert
fündig.
Für wen also der Kontakt mit weit entfernten Stationen der
eigentliche Reiz des Amateurfunks darstellt, so wie für mich auch,
sollte deshalb beim Kauf eines Funkgerätes unbedingt darauf
achten, dass es diese
Betriebsart auch „beherrscht“. Für solche Ansprüche
wären also Handfunken, die nur FM „drauf haben“, eine glatte
Fehlinvestition.
Antennen
Auch bei der Antennenanlage ist Sparsamkeit angesagt. Zwar gibt es
für KW auch schon Portabelbeams zu kaufen, aber ob man die in
jedem Fall allein aufbauen kann, wage ich zu bezweifeln. Außerdem
braucht man dann einen „ordentlichen“ Masten und kommt nicht mehr mit
einer Glasfiberrute o.ä. platzsparenden Systemen aus. Das nimmt
nicht nur zu Hause mehr
Stauraum in Anspruch, auch der Transport wird aufwändiger, ganz zu
schweigen
von der Zeit fürs Aufbauen. Hierbei sollte man auch die
Unwägbarkeiten des Wetters bedenken. Schließlich wird man,
wenn es plötzlich
zu regnen beginnt, bei einer fünf minütigen Abbauzeit nicht
so
durchweicht, als wenn die Demontage und das Verstauen der Technik eine
halbe
Stunde dauert.
Mobilbetrieb ...
... und Stationsbetrieb ...
... mit der gleichen Magnetfußantenne – so schlägt man zwei
Fliegen mit einer Klappe
Wer DX-Betrieb auf UKW und höher machen will, sollte unbedingt
darauf achten, dass seine Antenne auch horizontal polarisiert werden
kann. Da man meist noch den vertikal polarisierten Relais-Betrieb
nebenbei „mitlaufen“ lassen will, kommt man in diesem Fall nicht um den
Kauf zweier Antennen
herum. Zwar kann man z.B. eine HB9CV auch vertikal montieren, durch die
Richtwirkung der Antenne hat man dann aber nicht die Vielfalt an
FM-Relais
im Gerät, die man mit einer Rundstrahlantenne hätte.
Ich empfehle daher einen Rundstrahler mit Magnetfuß, den man zu
Hause auf der Heizung sowie mobil auf dem Autodach verwenden kann,
für den Relaisbetrieb. Für UKW-DX sollte man zu einer HB9CV
greifen, denn die ist relativ unauffällig für Stationsbetrieb
und bequem für Portabel- beziehungsweise Standmobilbetrieb zu
handhaben. Dabei darauf achten, dass der Portabelmast die Antenne ohne
Probleme tragen kann und nicht -
insbesondere bei größeren Höhen - damit schwankt wie
das
Schilf im Winde.
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass mit diesem Beitrag
nur aufgezeigt werden sollte, wie man mit so wenig Equipment als
möglich so viel Betrieb wie möglich machen kann. Deshalb sind
die vorgestellten Lösungen auch nur Kompromisse. So ist
beispielsweise die erwähnte Magnetfußantenne weder für
den stationären noch für
den Mobilbetrieb - jeweils für sich allein genommen - die optimale
Lösung. Sieht man aber die Einsparung, die der Wegfall des Kaufes
separater, auf
den jeweiligen Einsatzfall zugeschnittener, Antennen mit sich bringt,
ergibt
sich daraus aus meiner Sicht ein akzeptabler Kompromiss. In diesem
Sinne
soll dieser Beitrag jeden Leser anregen, vor einem Kauf zu
überlegen,
ob es nicht sinnvoller ist, sich möglichst vielseitig einsetzbares
Equipment statt nur für einen Anwendungsfall optimierte Technik
zuzulegen. Denn nur so lässt sich vermeiden, dass man sich
später darüber
ärgert, viel Geld für Dinge ausgegeben zu haben, die den
größten
Teil des Jahres doch nur ungenutzt herumstehen.
(Dieser Beitrag wurde in der Fachzeitschrift "Funkamateur" veröffentlicht.)